Nach der Währungsreform, im September 1948, nimmt die erste deutsche Autobank – die Ford Credit AG – ihre Geschäfte wieder auf. Hier konnten Fordkunden ab 1957 diesen Ford Taunus 17 M de Luxe P2 mit üppigem Chromschmuck und Heckflossen im Stil der US-Straßenkreuzer finanzieren. (Quelle: Ford Werke)
Bis zu Zeiten des 1. Weltkriegs war das Automobil in Deutschland ein Investitionsgut für kapitalkräftige gewerbliche Nutzer und ein Luxusgut für wohlhabende Bürger. Erst mit der von Henry Ford in den USA entwickelten Fließbandproduktion war die technologische Voraussetzung für den Siegeszug des Autos als Mittel zur grenzenlosen individuellen Mobilität geschaffen.
Geburtsort der ersten Autobank in Deutschland: Berlin Westhafen – Firmenstandort,
Montage- und Lagerhallen der im Jahr 1925 gegründeten Ford Motor Company Aktiengesellschaft.
Am 22. Februar 1926 erfolgte hier die Gründung der Ford Credit Company Aktiengesellschaft.
(Quelle: Ford Werke)
Start: Ford bringt das Fließband und die Autobank.
Im Jahr 1925 wurden die Ford Motor Company Aktiengesellschaft sowie ein Montagewerk in Berlin gegründet. Ab dem 1. April 1926 begann dort die Montage von Ford T-Modellen. Damit diese ersten deutschen „Tin-Lizzies“ zu einem Verkaufserfolg und zu einem Produkt für breitere Bevölkerungsschichten werden konnten, wurde nach der Herstellungstechnologie ein weiteres Konzept aus den USA importiert: Bereits am 22. Februar 1926 war in Berlin die Gründung der Ford Credit Company Aktiengesellschaft erfolgt.
Die junge deutsche Automobilindustrie, die in den zwanziger Jahren bereits die Fließbandproduktion eingeführt hatte, übernahm auch schnell diese Finanzierungs-Idee.
Sein Unternehmen lieferten wichtige Konzepte für die junge
deutsche Automobilindustrie: die Fließbandproduktion und
die Autofinanzierung – Henry Ford (3. v. links) bei der
Grundsteinlegung der Ford Werke Köln-Niehl am 2. Oktober 1930.
Rechts im Bild: Konrad Adenauer, der spätere Bundeskanzler
und damalige Oberbürgermeister von Köln.
(Quelle: Ford Werke)
Nachkriegszeit – Zeit des Neuanfangs
Kurz nach ihrer Gründung mussten diese ersten „Autobanken“ eine lange Durststrecke überstehen: Die Weltwirtschaftskrise, die Kriegswirtschaft im 2. Weltkrieg und die Nachkriegsinflation ließen ihr Finanzierungsvolumen bis auf „Null“ zusammensinken.
Erst nach der Währungsreform, im September 1948, nimmt die erste deutsche Autobank – die Ford Credit AG – ihre Geschäfte wieder auf. Am 30. Juni 1949 wird die „Volkswagen Finanzierungsgesellschaft mbH“ (VFG) ins Leben gerufen – ein Auto-Finanzierungsinstitut, das von nun an häufig Schrittmacher der deutschen Automobilbranche sein wird.
Das Geschäftsmodell der Autobanken der Nachkriegszeit beruhte zunächst darauf, sich selbst Geld zu leihen. Das ausgeliehene Geld wurde über das Händlernetz den zunächst schwerpunktmäßig gewerblichen Kunden als Darlehen für den Kauf von Pkws der konzerneigenen Marke angeboten. Der Ertrag der Autobank bestand aus der Differenz der Zinssätze des geliehenen und des verliehenen Geldes
Das Kreditgeschäft der Autobanken war eng an die Vertriebsorganisationen der Autobauer geknüpft. Es war die Aufgabe der Händler und deren Verkaufspersonals, interessierte Kunden über Finanzierungsangebote zu informieren und Kreditverträge abzuschließen. Für diese Kreditvermittlung erhielten Händler von den herstellereigenen Geldinstituten Provisionen, mussten aber im Gegenzug die Haftung für ihre Kunden übernehmen. Händler waren im Obligo, wenn die Kunden nicht in der Lage waren, ihre monatlichen Raten zu zahlen. Aus der Sicht der Autobank war dies ein sicheres, aus der Sicht der Händler ein risikobehaftetes Geschäft. Da die Kunden in der Regel mindestens ein Drittel des Fahrzeugpreises als Anzahlung leisten mussten und die maximale Kredit-Laufzeit zwölf Monate betrug, hatte der Autokredit der ersten Jahre noch relativ wenig Attraktivität. Das sollte sich im Laufe der Zeit grundlegend ändern.
Ab dem Jahr 1950 begann eine Zeit sinkender Zinsen, so dass Autokredite günstiger angeboten wurden. Parallel erhöhten sich die Realeinkommen der westdeutschen Bevölkerung. Mit Hilfe des wachsenden Finanzierungsgeschäfts der Autobanken konnten laufend neue Käufergruppen für den eigenen Pkw gewonnen werden.
Die „Swinging Sixties“: Der Automarkt steht Kopf
Anfang der 60er Jahre wurde das Geschäft der Autobanken zunehmend schwer. Die Händler verloren das Interesse an der Vermittlung der bisherigen Autobanken-Kredite, die von ihnen die Mithaftung für zahlungsunfähige Kunden verlangte. Denn die Universalbanken vermarkteten mit aggressiver Werbung Anschaffungs-Darlehen für Privatkunden. Da diese Finanzierungsangebote für Autohändler ohne Haftungsrisiko waren, büßten die Autobanken-Kredite an Akzeptanz ein. Folge war, dass diese in den Folgejahren ein großes eigenes „Finanzpolster“ anlegen mussten, um die Kredithaftung selber übernehmen zu können.
Gegen Mitte der 60er waren die Automobilhersteller mit einem Problem konfrontiert, das auch maßgeblichen Einfluss auf das Autobanken-Geschäft bekam: Der Automobilmarkt hatte sich von einem „Verkäufermarkt“ in einen „Nachfragermarkt“ verwandelt. Während in der Nachkriegszeit und in den Zeiten des Wirtschaftswunders die Nachfrage nach Fahrzeugen stets das Kfz-Angebot der Hersteller übertraf, hatten die Autobauer nun mit einem Produktionsüberhang zu kämpfen. Das Angebot übertraf so weit die Nachfrage, dass der Autoabsatz „schwächelte“.
In dieser Situation hatten die Autobanken die Funktion, den Abverkauf durch attraktive Kundenfinanzierungen zu unterstützen. Massive Anzeigen-Werbung für Automobil-Kredite erschien in Printmedien, um die Bekanntheit von Finanzierungs-Angeboten zu erhöhen. Parallel entwickelte sich die „Händlerfinanzierung“ zur zweiten tragenden Säule der Geschäftstätigkeit von Autobanken: Durch günstige Kredite wurden die Händler beim Aufbau größerer Autobestände unterstützt. Dadurch wurde verhindert, dass Fahrzeug-Auslieferung und Serienfertigung der Hersteller ins Stocken gerieten.
Sorgte für Finanzierungsbedarf: VW-Transporter.
(Bild-Quelle: Volkswagen Aktiengesellschaft)
Die Zeit der ständigen „Finanz-Innovationen“ beginnt.
Um den Absatz weiter anzukurbeln, wurde im Jahr 1966 in Deutschland ein weiteres Konzept aus den USA eingeführt, welches das Autogeschäft und insbesondere die Kfz-Finanzierung revolutionieren sollte: Volkswagen gründete die erste herstellergebundene Leasinggesellschaft.
Das Angebot des Auto-Leasings richtete sich anfänglich ausschließlich an gewerbliche Fahrzeugnutzer. Gegen Ende der 70er Jahre kamen schließlich Leasingvertrags-Varianten auf, die auch Privatpersonen ermöglichten, Fahrzeuge zu mieten.
Ein weiteres wichtiges Absatzinstrument im Portfolio der Autobanken kam in den 90er Jahren auf, das ebenfalls von VW zum ersten Mal eingeführt wurde: Die sogenannte „3-Wege-Finanzierung“, bei der Finanzierungskunden bei Fälligkeit der Schlussrate drei Möglichkeiten zur Abschließen des Vertrages haben – umgehende Begleichung der Schlussrate, Finanzierung des Restbetrags per Anschlussfinanzierung oder Rückgabe des Fahrzeugs an den Händler.
V.A.G.-Leasing – eine der Finanz-Innovationen der 70er Jahre
(Anzeige im Spiegel – Bild-Quelle: Volkswagen Aktiengesellschaft)
Fazit: Schlüssel des modernen Auto-Verkaufs
Aktuelle Untersuchungen zeigen, wie wichtig Finanzierungslösungen für das Autogeschäft sind: Demnach würden ohne eine Finanzierungsmöglichkeit im Handel zwei Drittel der Verkäufe nicht erfolgen. Finanzierungen sind also der Schlüssel des modernen Auto-Verkaufs.
Heute können Autokäufer unter einer Vielzahl verschiedener Finanzierungsformen wählen: vom klassischen Ratenkredit über die Drei-Wege-Finanzierung bis zum Leasing. Alle namhaften Hersteller und Importeure haben eigene Banken und Leasinggesellschaften aufgebaut, um diese Finanzprodukte anzubieten. Sie sind im Bereich der Neuwagenfinanzierung zusammengenommen laut Arbeitskreis der Banken und Leasinggesellschaften der Automobil-Wirtschaft (AKA) Markführer mit einem Marktanteil von über zwei Dritteln (67 Prozent).
Das Angebot der Autobanken ist nicht alternativlos: Im Jahr 2000 wurde mit der Bank Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (BDK) ein herstellerunabhängiges Kreditinstitut als Spezialbank des gegründet. Die BDK bietet Autohändlern und deren Endkunden ein konkurrenzfähiges Komplettpaket mit Produkten aus Absatz-Finanzierung, Leasing, Refinanzierung und Versicherungsprodukten.
Eine weitere bewährte Alternative zum Autobanken-Finanzservice bieten die Sparkassen, die Autohäusern seit den 60er Jahren gemeinsam mit der Deutschen Leasing AG Fahrzeugfinanzierungs-Lösungen vermitteln.
Heinz W. Droste