NRW fördert Ausbau zum Forschungsflugplatz für Luft- und Raumfahrt mit vier Mio. Euro
Im Rahmen eines Festaktes und eines 1. Spatenstichs starteten am Dienstag, dem 29. Oktober 2019, um 09:30 Uhr offiziell die Ausbau-Maßnahmen am Flugplatz Aachen-Merzbrück. Im Frühjahr dieses Jahres hatte das Land NRW den Zuwendungsbescheid zur Förderung des Umbaus des Verkehrslandeplatzes – Voraussetzung zum Ausbau zum Forschungslandeplatz – mit einer Summe von vier Mio. Euro bewilligt. Der Forschungslandeplatz soll zukünftig durch die Lehrstühle für Luft- und Raumfahrttechnk der RWTH und der FH Aachen genutzt werden.
Der Geschäftsführer der Flugplatz Aachen-Merzbrück GmbH – Uwe Zink – hatte neben dem NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst die Vertreter der Flugplatz-Gesellschafter – der Städte Würselen, Eschweiler, Aachen, der Städteregion Aachen und der Fluggemeinschaft Aachen – eingeladen.
Zu den weiteren geladenen Gästen gehörten neben Vertretern der Flugplatz-Nutzer wie Prof. Dr. Günther Schuh von der RWTH Aachen auch Christian Nilkes, Geschäftsführer der Umbau-ausführenden Martin Wurzel Baugesellschaft mbH, Jülich.
Verkehrsminister Hendrik Wüsts Statement während der Spatenstich-Veranstaltung:
„Hier entsteht die Zukunft des Fliegens. Starts und Landungen mit elektrischem Antrieb − und damit emissionsarm − sind gerade in unserem hochverdichteten Ballungsraum wichtig. Hier im rheinischen Revier mit der Nähe zur RWTH Aachen und zur Fachhochschule Aachen ist die Entwicklung innovativer Luft-Taxis richtig angesiedelt. Hier können wir nicht nur testen, sondern hoffentlich auch produzieren.“
Ausbauplan mit zahlreichen Verbesserungen für Nutzer, Betreiber und Anwohner
Die bisherige Start-/Landebahn des Verkehrslandeplatzes in der Städteregion Aachen wird bis Frühjahr 2020 von bisher 520 Meter auf 1.160 Meter verlängert sowie um 10 Grad in südlicher Richtung verschwenkt.
Durch die Verlängerung der Start- und Landebahn wird sich die Sicherheit des Flugplatzes erhöhen. Durch zukünftig veränderte Flugschneisen werden die umliegenden Ortschaften von Lärm entlastet. Zur Geräuschminimierung beitragen wird auch, dass die beiden Landebahnschwellen im Rahmen des Ausbaus versetzt werden.
Die zukünftig verbesserte technische Ausstattung verspricht Betreibern, Nutzern und Anwohnern des Flugplatzes ebenfalls deutliche Vorteile: Es wird zusätzlich zu den Landebahnschwellen-Blitzen ein Präzisions-Anflugwinkel-Befeuerungs-System (PAPI) installiert, das Piloten beim Landeanflug durch grüne oder rote Licht-Signale in den optimalen Anflugkorridor leitet.
Auch die Erreichbarkeit von Merzbrück verbessert sich durch die Baumaßnahme: Der Flugplatz wird eine Station an der Strecke der Euregio-Bahn – Haltepunkt Würselen-Merzbrück – erhalten, die erst durch den Rückbau der bisherigen Start-/Landebahn technisch ermöglicht wird.
Im Detail werden die Ausbaumaßnahmen den Anforderungen des Planfeststellungsbeschlusses folgen. Die Start-/Landebahn und der Taxiway werden in Asphalt, die Bahnen für den Segelflugbetrieb als Schotterrasen ausgeführt. Bodenverbesserungs-Maßnahmen dienen der Stabilisierung des Untergrundes, der aus unverfestigtem Lößlehm besteht.
Flugbetrieb wird während des Ausbaus weitgehend aufrechterhalten
Mit der Durchführung der Umbau- bzw. Ausbau-Maßnahmen wurde nach einer europaweiten Ausschreibung die Martin Wurzel Baugesellschaft mbH aus Jülich beauftragt. Geplant ist, den Flugbetrieb während der gesamten Bauzeit bis voraussichtlich April oder Mai 2020 aufrecht zu erhalten. Lediglich an zwei oder drei Wochen soll der Betrieb auf das jeweilige Wochenende beschränkt werden.
Vor dem Beginn der Arbeiten erfolgte die Überprüfung des Platzes durch den Kampfmittelräumdienst, um eine Gefährdung durch eventuell im Boden befindliche Fliegerbomben aus dem zweiten Weltkrieg auszuschließen. Auch eine archäologische Prospektion wurde durchgeführt – eine Erkundung und Erfassung eventuell im Erdreich verborgener archäologischer Stätten.
Im Rahmen des Ausbaus der Start- und Landebahn wird von einer Biologin ein sogenannter, mindestens 20 Meter breiter „Blühstreifen“ angelegt – eine Ausgleichsmaßnahme zum Schutz der auf dem Flughafengelände lebenden Vogelarten Kiebitz und Rebhuhn.
Hintergrundinformationen zum Flugplatz Aachen-Merzbrück
Der Verkehrslandeplatz Aachen-Merzbrück (IATA-Code: AAH, ICAO-Code: EDKA) liegt in der Städteregion Aachen beim Würselener Stadtteil Broichweiden, unmittelbar an der L 223 zwischen Eschweiler und Broichweiden sowie an der A 44. – Betreiber ist die „Flugplatz Aachen-Merzbrück GmbH“
Der Flugplatz ist zugelassen für:
- Flugzeuge bis 3000 kg MTOW (Höchstabfluggewicht)
- Hubschrauber bis 5700 kg MTOW
- selbststartende Motorsegler
- Segelflugzeuge im F-Schlepp
- Ultraleicht-Flugzeuge (dreiachsgesteuert)
- Freiballone
- Luftschiffe
Trägerschaft des Flughafens – Gesellschafter-Anteile:
- Stadt Aachen (25%)
- Stadt Eschweiler (25%)
- Stadtentwicklung Würselen (25 %)
- Städteregion Aachen (15%)
- Fluggemeinschaft Aachen e. V. (10%)
Nutzergruppen:
- Fliegerclub Merzbrück
- Segelfluggruppe Nordstern
- Luftsportverein Aachen
- Philips Fluggruppe
- Flugwissenschaftliche Vereinigung Aachen
- Einzelflieger und Schüler der Westflug Aachen
- Private Flieger
Historie: 1914 – heute
- 1914 erfolgt die Gründung von Merzbrück als behelfsmäßiger Feldflugplatz.
- Nach dem Ersten Weltkrieg wird dieser im Jahr 1919 von der belgischen Besatzungsmacht übernommen und als militärischer Feldflugplatz genutzt und entsprechend ausgebaut.
- Nachdem die belgische Militärmacht abgezogen war, wurde der Flugplatz im Jahr 1929 ziviler Verkehrslandeplatz.
- 1931 wurde eine Linienverbindung zum Flughafen Köln-Butzweilerhof eingerichtet, die bis 1935 mit der Junkers G 24 betrieben wurde. 1935 wurde der regelmäßige Linienflug nach Köln aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt.
- Während des Zweiten Weltkrieges war Merzbrück militärischer Einsatzhafen und Standort einer Flugabwehrstellung der deutschen Wehrmacht.
- Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Flugplatz wieder von belgischem Militär übernommen.
- Ab dem Jahr 1971 wurde die Genehmigung der zivilen Mitnutzung des Militärflugplatzes Aachen-Merzbrück als Verkehrslandeplatz erteilt.
- Mit Bau der Autobahn A 44 (Aachen-Kassel) im Jahr 1975 ist der Flugplatz mit seiner Landebahn in westlicher Richtung an seine Ausbaugrenze angekommen.
- Am 26. November 1993 wurde die “Flugplatz Aachen-Merzbrück (FAM) GmbH” durch den Kreis Aachen, die Städte Aachen, Eschweiler und Würselen, die Industrie- und Handelskammer Aachen und die “Fluggemeinschaft Aachen e.V.” gegründet.
- Am 31. Oktober 1995 zogen die belgischen Streitkräfte ab und übergaben die Betriebsführung der “Fluggemeinschaft Aachen”
- Ab 28. Februar 1998 ist der ADAC-Rettungshubschrauber „Christoph Europa 1“ am Flugplatz stationiert.
(Fotos: Droste)